Fussball

Montag, 21. November 2005

Der Magnat hat's satt

Zum Rückzug von Frank Stronach nur soviel: Stronach ist/war nicht gut für die Wiener Austria, das wissen wir alle. Geld bewirkt nichts oder sogar Schlechtes, wenn man keine Ahnung hat, was man damit anfangen soll. Nur hab' ich immer auch gesagt, wenn Stronach einmal die Schnauze voll hat, dann wird er verbrannte Erde hinterlassen. Ich schätze, die Austria darf sich nicht zu früh freuen, das dicke Ende kommt erst.

In seinem offiziellen Statement schließt Stronach einen sofortigen Rückzug schon nach der Austria-Generalversammlung am Donnerstag nicht aus: "Die Auflösung wird zum frühestmöglichen vertraglich geregelten Zeitpunkt erfolgen, da ich selbstverständlich alle vertraglichen Vereinbarungen einhalte. (Anm.: Magna kann den Vertrag nach jeder Saison kündigen, verbunden mit einer einjährigen Kündigungsfrist, Stichtag wäre also erst der 30. Juni 2007.) Sollte sich jedoch eine Gruppe finden, die bereit ist, die Führung des FK Austria Wien sofort mit allen wirtschaftlichen und sportlichen Verantwortungen zu übernehmen, bin ich gerne bereit, diesem Wunsch zu entsprechen."

Das würde den Weg frei machen für eine sportliche Leitung Polster/Prohaska nach dem Modell Hoeness/Beckenbauer und für eine Rückkehr von Walter Schachner als Trainer. Aber wo kommt die Kohle her? Wer zahlt den für Österreich sauteuren Kader oder gar neue Spieler? Wer den geplanten Stadionneubau? Und zum Thema Förderung junger Österreicher: Die Leitung seiner Akademie läßt sich Stronach keinesfalls nehmen - und bei den Austria Amateuren möchte er weiterhin das Sagen haben. Da ist noch einiges im Busch.

Folgendes Szenario gefällig? Kartnig-Trauzeuge Frank Stronach greift dem schwer in die Bredouille geratenen Hannes unter die Arme, rettet Sturm Graz und versorgt den Verein mit seinen besten Nachwuchskickern, während die Austria durch die Finger schaut - Rache ist süß, und Kartnig hat sich schon mächtig getummelt, um eines klar zu stellen: "Frank Stronach hat vollkommen Recht mit seiner Entscheidung." Steirerbuam halten schließlich zsamm.

Sonntag, 20. November 2005

Oh Gott

ronaldinho191105Real Madrid - FC Barcelona, es steht 0:1 für die blendend disponierte Mannschaft aus Barcelona und es läuft die 59. Minute des Spiels. Fast bei der Mittellinie erhält Ronaldinho in halblinker Position den Ball. Er hat ein wenig Platz, er sieht sich nicht um, er überlegt keine Sekunde und beginnt zu laufen, es zieht ihn wie von einem Sog erfaßt auf direktem Weg Richtung Tor, er scheint die Gegenspieler, die sich ihm entgegenstellen, nicht zu registrieren, er hat kein Auge für seine Mitspieler und schon gar keines für den Ball, das hat er nicht nötig, er ist ganz und gar bei sich, hat nun alles hinter sich gelassen, nur mehr der gegnerische Tormann steht vor ihm, ein kurzer Blick zur Orientierung genügt, und der Ball ist im Eck, genau dort, wo er ihn hinhaben wollte.

Die 77. Minute. Ronaldinho erhält erneut in halblinker Position den Ball. Er hat ein wenig Platz, er... - ja, genau. Es ist unfaßbar. Ronaldinho schafft es, seinem exzeptionellen Wundertor durch eine beinahe exakte Kopie den Status der Ausnahme zu nehmen und in die Norm zu verwandeln. Und das innerhalb weniger Minuten im emotionsgeladenen Prestigeduell zweier der weltbesten Klubmannschaften vor 80.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion des Erzrivalen.

Verteidiger Sergio Ramos, der Real Madrid 27 Millionen Euro wert war, lehnt nach Ronaldinhos zweitem Schlag wie besinnungslos an der Torstange. Zweimal hatte er versucht, seinen Gegner aufzuhalten, und er kann sich eigentlich nichts vorwerfen. Er stand beide Male dort, wo er zu stehen hatte, er war konzentriert, er sah Ronaldinho auf sich zu kommen, er war bereit ihn zu attackieren, nur: Da war niemand mehr, den er hätte attackieren können, und als er sich umblickte, war der Ball im Tor. Es steht 0:3, und langsam, ganz langsam löst sich die Schockstarre im Bernabéu Stadion und Tausende von Madrilenen erheben sich von ihren Sitzen und sie tun, was sie nie gedacht hätten zu tun: Sie applaudieren einem Spieler des feindlichen FC Barcelona, denn sie wissen, sie haben einen der wirklich Auserwählten gesehen, Ronaldinho, ein Kind Gottes.

Samstag, 5. November 2005

Irrenhaus

Schon lange nichts mehr gehört, wie geht's dem Lieblingsverein? - Danke, der Lieblingsverein geht konsequent seinen Weg, er verliert, verliert und verliert, zuletzt sang-, klang- und widerstandslos gegen eine Durchschnittstruppe aus dem Innviertel.

Was unternimmt der Trainer? - Der Trainer sagt, es macht alles keinen Sinn mehr, wir steigen sowieso ab.

Wie reagiert der Präsident? - Der Präsident sagt, da muss ich erst unseren Sponsor und Geldgeber fragen.

Was antwortet der Sponsor und Geldgeber? - Der Sponsor und Geldgeber meint, der Trainer ist der beste, den wir haben, er soll weitermachen, solange er nur will.

Was sagt der Präsident dazu? - Der Präsident sagt danke und aha, dann soll es so sein.

Was meint der sportliche Manager? - Der sportliche Manager meint, der Trainer soll zurücktreten, aber wenn der Sponsor und Geldgeber der Meinung ist, er soll weitermachen, dann tritt stattdessen er, der Manager, zurück. Und tritt zurück.

Was hat der Präsident daraufhin getan? - Der Präsident hat daraufhin gar nichts getan, weil ihm der sportliche Manager ohnehin auf die Nerven gegangen ist.

Und der Sponsor und Geldgeber? - Der Sponsor und Geldgeber hat den Trainer zum Geschäftsessen nach Genf eingeladen und gesagt, lassen Sie sich's schmecken. Außerdem will der Geldgeber den Verein irgendwann ganz erwerben, weil ihm der Präsident allmählich auf die Nerven geht.

Was sagen eigentlich die Spieler dazu? - Die Spieler sagen gar nichts dazu, weil sie nicht dürfen. Bis auf einen, der nicht genannt werden wollte. Der meinte, wir spielen so wie wir trainieren, nämlich schlecht oder gar nicht, weil der Trainer ist ja in Genf.

Hatte das Konsequenzen für den Spieler? - Nein, weil es war ja die Wahrheit.

Was halten die Fans von dem Ganzen? - Die Fans fragen sich, ob alle verrückt geworden sind, und besprechen die Lage im Internetforum des Vereins.

Nimmt sich der Verein das zu Herzen? - Ja, er hat das Forum geschlossen.

Lassen sich die Fans das gefallen? - Nein, sie überlegen sich Sanktionen.

Wie sollen die ausschauen? - Das wissen sie selber noch nicht, aber vielleicht stürmen sie heute abend das Spielfeld.

Was, die zehn Maxln? - Naja, irgendwer muss ja was machen. Sonst noch Fragen?

Nein, das war's.

Samstag, 29. Oktober 2005

Zellhofer als Kicker

Der Ende August 1960 geborene Niederösterreicher mit der hohen Stirn, der nun Rapid-Trainer wird, Georg Zellhofer also, spielte in seiner aktiven Spielerkarriere fünfmal gegen seinen Trainervorgänger Josef Hickersberger. Damals, zwischen 1980 und -82, agierten sowohl Hickersberger bei Rapid als auch Zellhofer bei VOEST Linz im defensiven Mittelfeld. Hicke mußte im Herbst seiner Karriere neben Antonin Panenka und Reinhard Kienast notgedrungen zum Dauerläufer werden, Zellhofer war es schon als Junger gewohnt, für Ove Flindt und Willi Kreuz die Drecksarbeit zu erledigen. Bei der heutigen Rapid wäre Zellhofer Korsos. Die VOEST mit Zellhofer gewann jedenfalls gegen Rapid mit Hicke in fünf Versuchen ein Spiel - das Tor zum 1:0 im Mai 1982 erzielte der jetzige LASK-Trainer Werner Gregoritsch.

An sein einziges Tor gegen Rapid wird sich Zellhofer weniger gern erinnern. Das gelang ihm im Mai 1985 (Hickersberger war da nicht mehr aktiv) beim 2:7-Debakel der VOEST im Hanappi Stadion. Im Herbst des gleichen Jahres durfte Zellhofer gegen Rapid zweimal Libero spielen. Das Experiment war nicht nur gewagt, es ging mächtig in die Hose: VOEST verlor 0:7 (a) und 0:4 (h).

Noch etwas: Hickersberger und Zellhofer sind ursprünglich beinahe Nachbarn. Ersterer kommt aus Amstetten, zweiterer aus Waidhofen/Ybbs. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: Über den Trainer Zellhofer gibt's nichts Nachteiliges zu sagen. Die bestmögliche Wahl für Rapid ist er sowieso.

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Hm

Zwischen dem Ersten und dem Neunten liegen zehn Punkte. Zehn Punkte liegen auch zwischen dem Neunten und dem Zehnten. Hm. Sollte ich anfangen, mir Sorgen zu machen?

Montag, 24. Oktober 2005

Feiern nachgereicht

Ergänzung zum Jubiläumsroman von letzter Woche: Die Admira plant Feierlichkeiten erst im nächsten Jahr abzuhalten, Genaueres ist noch nicht zu erfahren.

Das Jubeln und Feiern wird nicht nur aufgrund der momentanen schwierigen Situation aufs nächste Jahr vertagt. Trotzdem wird es heuer noch eine kleine Überraschung zum Jubiläum geben. (Michi Hatz, Admira-Pressesprecher)

Die Admira hat ein Jahr Zeit diesen runden Geburtstag ordentlich zu feiern. Geplant sind mehrere Aktionen und Aktivitäten. Der Schwerpunkt der Feierlichkeiten soll im nächsten Frühjahr und Sommer stattfinden. Mehr Details dazu demnächst. (offizielles Admira-Statement)

Donnerstag, 20. Oktober 2005

100 Jahre Schattendasein

Ich hab's selber übersehen, ich kann es also niemandem vorwerfen. Und hab' dann tagelang Daten gecheckt, damit die Geschichte auch was taugt. Also: Vergangenen Montag, am 17.10., wurde die Admira 100 Jahre alt. Registriert wurde das scheinbar nur im Kurier, der Verein selbst hält sich offenbar an die Devise "zu feiern gibt's sowieso nichts".

Es gab ja eine Zeit, so lange her, dass es nicht mehr wahr ist und man es heute kaum mehr glauben kann, da war die Admira richtig, richtig erfolgreich. In den 1930er Jahren war sie nicht nur die beste Mannschaft Österreichs sondern eine der stärksten Europas. In den 13 Saisonen von 1927 bis 1939 wurden sieben österreichische Meistertitel eingefahren, den Cup gewann man damals drei Mal, wobei 1934 im Finale Rapid mit 8:0 abgefertigt wurde - bis heute der höchste Sieg in einem heimischen Cup-Endspiel. Im gleichen Jahr erreichte die Admira, nachdem sie zuvor den AC Napoli, Sparta Prag und Juventus Turin ausgeschaltet hatte, auch das Finale des Mitropacups, dem damaligen internationalen Bewerb der Europabesten (natürlich ist das nicht zu vergleichen, aber allein die Vorstellung: Admira im Champions-League-Finale!). Nach einem 3:2 Heimsieg vor 45.000 Zuschauern (!) im Praterstadion gegen den AGC Bologna verlor man allerdings in Italien mit 1:5.

In der Nationalmannschaft - es war die Ära des Wunderteams - stellte die Admira u.a. das heute noch geläufige Flügelstürmerpaar Schall-Vogl (Anton Schall war fünfmal österreichischer Torschützenkönig). Admiras damals herausragendster Spieler war aber Wilhelm Hahnemann, dessen Position in der Nationalelf jedoch zumeist Austrias Jahrhundertspieler Matthias Sindelar einnahm. Dennoch kam Hahnemann auf 23 Länderspiele, und ab 1938 trat er (im Gegensatz zu Sindelar) auch für das deutsche Nationalteam an, in dem er gleichfalls 23 Auftritte hatte und 16 Tore erzielte.

Wie Rapid so stand auch die Admira in der Nazi-Zeit in einem Endspiel um die deutsche Meisterschaft, wurde jedoch von Schalke 04 mit 0:9 deklassiert. Admiras letzter Titelgewinn datiert aus dem Jahr 1966, mit Meisterschaft und Cup wurde in diesem Jahr sogar das Double geschafft. Bekannteste Spieler damals: Felix Latzke, Günther Kaltenbrunner und Anton Herzog (der Vater von Andi Herzog, der später seine Karriere im Admira-Nachwuchs beginnen sollte). Kaltenbrunner gelang später auch das entscheidende Auswärtstor beim sagenhaften Europacuptriumph über Inter Mailand im Herbst 1973 (1:0 in der Südstadt, 1:2 in Mailand). Und mit insgesamt acht österreichischen Meistertiteln rangiert die Admira hinter Rapid, Austria und Wacker Innsbruck/FC Tirol im all time ranking immer noch an vierter Stelle.

Die Admira hat sich im Laufe ihres Bestehens aus überlebenstechnischen Gründen zweimal fusioniert, zuerst 1971 mit dem Meidlinger Traditionsverein Wacker Wien (österreichischer Meister 1947), 1997 mit dem VfB Mödling, offiziell trägt der Verein heute den Namen "VfB Nordea Admira Wacker Mödling", wobei in Wahrheit von Wacker nichts und von Mödling nur der windige geschäftsführende Präsident und selbsternannte Admira-Lebensretter Hans-Werner Weiss übrig geblieben ist. Dabei entstammt die Admira usprünglich selbst einer Fusion: Aus den Floridsdorfer Vereinen "Einigkeit" und "Vindobona Wien" entstand am 17. Oktober 1905 als Neugründung der "1. Groß-Floridsdorfer FK Admira Wien", der die Vereinsfarben schwarz-weiß und seine Spielstätte in Jedlesee hatte. Heute existiert nur noch jener Platz in der Hopfengasse, auf dem die Admira ab 1933 ihre Heimspiele ausgetragen hatte - die heutige "Leopold Stroh Anlage", wo seit langem der FAC beheimatet ist. In Floridsdorf wurden die Admira-Legenden im übrigen nicht vergessen - nach Hahnemann, Schall und Vogl sind heute dort drei Gassen benannt.

Besonders viele Anhänger hatte die Admira nie, das heute bekannte Mauerblümchendasein fristet sie jedoch erst seit der vom damaligen Hauptsponsor, der NEWAG/NIOGAS, angeordneten Übersiedlung in die Südstadt im Jahre 1967. Durch diese Wahnidee, die dem Trabantenstadtdenken der damaligen Zeit entsprang, blieben die alten Fans fern, neue waren in der nicht gerade fussballfanatischen Region Mödling bis zum heutigen Tag kaum zu begeistern. Auch die 1971 vermeintlich hinzu gewonnenen Wacker-Anhänger zeigten dem Standort Südstadt die kalte Schulter.

Und ab diesem Frühmittelalter der österreichischen Fussballgeschichte gab es für die Admira bestenfalls halbe Erfolge. Etwa den zweiten Platz in der Meisterschaft 1988/89. Nur der FC Tirol unter Trainer Ernst Happel stand damals dem ersten Meistertitel seit 23 Jahren im Weg, ebenso dem ersten Cupsieg: Nach einem 2:0 in der Südstadt und einer 1:0 Führung im Rückspiel ging die Admira am alten Tivoli noch 2:6 unter. Bei der Admira stürmte damals die Torfabrik Rodax-Knaller-Schaub, in der Folgesaison sollten Gerhard Rodax (35 Treffer!) und Walter Knaller (20) sogar die beiden ersten Plätze der Torschützenliste belegen. In dieser Zeit gelangen gegen den damaligen Lieblingsgegner Rapid sechs Siege en suite, gekrönt von einem 4:1 mit vier Rodax-Toren in der Südstadt.

Die Admira war in der ersten Hälfte der 90er Jahre regelmäßig im Europacup vertreten und schlug sich gar nicht schlecht: Im UEFA Cup kam sie 1990 und 1994 bis ins Achtelfinale, Endstation war erst bei zwei Topklubs aus der italienischen Serie A, dem FC Bologna und Juventus Turin. Wobei sich im Falle Bologna die Geschichte wiederholen sollte (siehe Mitropacupfinale 1934): Admiras 3:0-Heimsieg wurde von den Italienern im Rückspiel egalisiert, im Elferschießen hatten sie die besseren Nerven. Dennoch war das 3:0 am 28.11.1990 das begeisterndste Match, das ich persönlich jemals von der Admira gesehen habe. Im Frühjahr des gleichen Jahres stand die Admira sogar im Viertelfinale des Cups der Cupsieger und verabschiedete sich gegen Anderlecht mit Anstand (0:2 a, 1:1 h).

Im österreichischen Cup gelangte die Admira noch zweimal ins Finale, zum Erfolg reichte es nie: 0:1 gegen die Austria (1992), 1:3 gegen Sturm Graz (1996).

Ab Mitte der 90er war's auch mit halben Seligkeiten endgültig vorbei. Aufgrund des Bosman-Urteils erledigte sich die bis dahin lebenserhaltende Vereinspraktik, dank der ausgezeichneten Nachwuchsarbeit Teamspieler heranzuziehen und diese dann Gewinn bringend zu verkaufen (Rodax, Kühbauer, Degeorgi, Zsak, Messlender, Kern usw.). Mit einem Schlag war die Admira dauerhaft abstiegsgefährdet und konkursreif, ein grotesker Überlebenskampf die Folge: 1996 rettete man sich in einem bizarren Relegations-Showdown gegen den SV Gerasdorf (auf eine 3:4-Heimniederlage folgte ein 6:0-Auswärtssieg), 1997 erreichte man die Relegationsspiele nur aufgrund der Auflösung des FC Linz und blieb dabei gegen Vorwärts Steyr erfolgreich. Um den drohenden Konkurs abzuwenden, folgte die Fusion mit dem VfB Mödling - aber 1998 half alles nichts mehr, die "Unabsteigbaren" verbrachten zwei Saisonen in der Zweitklassigkeit.

Seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2000 wurschtelt man sich so durch, 2002 entging die Admira einmal mehr nur durch die Auflösung des FC Tirol dem Abstieg, ein sechster Platz in der Saison 2003/04 blieb das höchste der Gefühle, das heurige Desaster mit dem absurd gescheiterten Totalumbau der Mannschaft ist nur ein weiterer Mosaikstein in einer nun schon ein Jahrzehnt währenden Farce. Erschüttern kann einen schon lange nichts mehr.

Legendäre Admiraner der Frühvergangenheit:
(Eigenbauspieler oder solche, deren Profikarriere bei der Admira begann)
  • Willi Kreuz - 56facher Teamspieler, Mitglied der 78er-WM-Mannschaft (Cordoba!), österreichischer Torschützenkönig 1971, spielte später u.a. bei Sparta und Feyenoord Rotterdam, als Trainer Cupsieger mit Stockerau. Heute Trafikant in Alterlaa.
  • Josef Degeorgi - 30facher Teamspieler, Mitglied der WM-Mannschaft 1982, spielte später bei der Austria, heute Trainer beim OMV Stadlau. Der Pepi aus Sooß, den wir "Degerl" nannten, war an allem schuld: Er ging in meine Parallelklasse, in schulinternen Matches hatte ich ihn oft als Gegenspieler (und keine Chance).
  • Gerhard Rodax - 20facher Teamspieler, Mitglied der WM-Mannschaft 1990 (ein Tor), österreichischer Torschützenkönig 1990, spielte später bei Atletico Madrid und Rapid. Ging ins gleiche Gymnasium wie Degeorgi, heute Tennishallenbesitzer in Traiskirchen.
  • Peter Artner - 55facher Teamspieler, Mitglied der WM-Mannschaft 1990 (rote Karte gegen USA), erreichte mit Austria Salzburg 1994 das UEFA-Cup-Finale, spielte später in Spanien bei Hercules Alicante und in Italien bei Foggia. Heute vom ÖFB lizenzierter Spielervermittler.
  • Walter Knaller - Bundesligarekordtorschütze der Admira (123 Treffer), schaffte es nie ins Team, versuchte sich später erfolglos als Admira-Trainer. Heute Nachwuchsbetreuer in der Fussballakademie Linz.
  • Didi Kühbauer - 55facher Teamspieler, Mitglied der WM-Mannschaft 1998, erreichte mit Rapid 1996 das Finale im Europacup der Cupsieger, spielte später bei Real Sociedad und VfL Wolfsburg, immer noch beim SV Mattersburg aktiv.
  • Manfred Zsak - 49facher Teamspieler, Mitglied der WM-Mannschaft 1990, spielte später bei der Austria. Heute Trainer des U16-Nationalteams.
  • Helmut Graf - er war nie im Team, er konnte keinen Hydranten überspielen, aber er war 15 Jahre bei der Admira und nirgendwo anders. In 337 Bundesligaeinsätzen gelang ihm ein einziges Tor - am 19.9.1993 das 2:0 gegen Vorwärts Steyr, wir haben es nicht vergessen! Helmut Graf ist der Admira bis heute als Nachwuchstrainer treu geblieben.
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Die spielten in den letzten 20 Jahren auch für die Admira:

Hubert Baumgartner - war Austrias Elferkiller auf dem Weg ins Europacupfinale 1978, später Rapid-Trainer
Andi Ogris - absolvierte ein "Lehrjahr" bei der Admira ehe er bei der Austria durchstartete
Fred Schaub - schoss Eintracht Frankfurt 1980 zum UEFA-Cup-Gewinn, kam über Borussia Dortmund und Hannover 96 zur Admira, bei einem Autounfall 2003 tödlich verunglückt
Uwe Müller - war deutscher Pokalsieger mit Eintracht Frankfurt
Ernst Baumeister - mit der Austria Europacupfinalist 1978, war auch als Admiraner noch Teamspieler bis ihn Hickersberger in seiner ersten Teamchefära rausschmiss, weil er einen Treffpunkt "vor dem Fernseher verschlief"
Zoran Stojadinovic - ging zu Rapid und wurde dort Torschützenkönig, später in Spanien bei Mallorca
Marko Elsner - Sohn von Branko Elsner, jugoslawischer Teamspieler
Gerald Glatzmayer - Ex-Austrianer, bei einem Autounfall 2001 tödlich verunglückt
Olaf Marschall - war vor der Admira DDR-Nationalspieler, wurde danach gesamtdeutscher Nationalspieler und mit Kaiserslautern deutscher Pokalsieger
Roger Ljung - schwedischer Teamspieler, WM-Dritter 1994, als Admiraner bei der EM 1992, kam vom FC Zürich, ging zu Galatasaray
Ernst Ogris - ein Spiel und ein Tor im Nationalteam, ging zu Hertha BSC Berlin
Ivica Vastic - kam von St. Pölten, ging zum MSV Duisburg, dann erst zu Sturm
Harald Cerny - kam von Bayern München, ging zum FC Tirol und wurde bei 1860 München seßhaft
Genadi Litowtschenko - sowjetrussischer, später ukrainischer Teamspieler, stand im EM-Finale 1988, mit Dnjepropetrowsk und Dinamo Kiew UdSSR-Meister
Laszlo Klausz - ungarischer Teamspieler, ging zu Salzburg, später FC Sochaux
Christian Mayrleb - kam von Ried, ging zum FC Tirol
Alen Orman - ging zu Royal Antwerpen, dann zu Hibernians Edinburgh, heute mit dem FC Thun in der Champions League
Arminas Narbekovas - litauischer Nationalspieler, dort mehrfacher Spieler des Jahres, wurde von der Austria zur Admira abgeschoben
Mario Hieblinger - kam von Stockerau, ging zu Salzburg
Peter Guggi - war Europacupfinalist mit Rapid 1996, ging zu Hibernians Edinburgh
Peter Stöger - Europacupfinalist mit Rapid 1996, kam vom LASK, ging nach Untersiebenbrunn
Rashid Rachimov - russischer Teamspieler, wurde von der Austria zur Admira abgeschoben, ging zum SV Ried, später Admira-Trainer
Thomas Hickersberger - Sohn von Pepi, ein Länderspiel, dabei 7 Minuten im Einsatz
Michi Hatz - Europacupfinalist mit Rapid 1996, spielte in Italien bei Reggiana und Lecce, heute Admira-Pressesprecher
Markus Katzer - heute bei Rapid, Schwiegersohn in spe von Hans Krankl
Fernando Troyansky - wurde von der Austria zur Admira abgeschoben, kehrte aber wieder zur Austria zurück
Zoran Barisic - Europacupfinalist mit Rapid 1996, kam vom FC Tirol, ging nach Eisenstadt
Vladimir Jugovic - der prominenteste Mann aller Zeiten im Admira-Dress spielte zuvor für Roter Stern Belgrad, Sampdoria Genua, Lazio Rom, Juventus Turin, Atletico Madrid, Inter Mailand und AS Monaco, war 1996 Champions-League-Gewinner mit Juventus, 1991 Meistercup-Sieger mit Roter Stern, jugoslawischer Teamspieler, ging in die 2. deutsche Bundesliga zum LR Ahlen
Roland Linz - kam von der Austria, ging nach Nizza
Witalij Astafjew - kam von den Bristol Rovers, noch immer Teamkapitän von Lettland mit über 100 Länderspielen, war als einziger Spieler der österreichischen Bundesliga bei der EM 2004
Vladimir Labant - kam von West Ham, war früher bei Sparta Prag, ging zu Rapid

Mittwoch, 19. Oktober 2005

Wettgewinn leicht gemacht

Ich würde nie gegen "meinen" Verein wetten (auf ihn momentan allerdings auch nicht), aber jedem anderen kann ich heute nur raten, es zu tun. Die Admira tritt abends im ÖFB-Cup in St. Pölten an - so weit, so wurscht. Das denken sich offenbar auch die Admira-Verantwortlichen und halten damit erst gar nicht hinterm Berg: "Wir kämpfen in der Bundesliga ums Überleben, da ist der Cup nicht einmal zweitrangig", so Admira-Trainer Pflug. Ergo wird das heutige Spiel mit der bestenfalls um zwei, drei Spieler aus dem Profikader erweiterten Amateurmannschaft bestritten. Die Admira Amateure spielen in der Regionalliga Ost, liegen dort derzeit an fünfter Stelle, Tabellenführer ist - der SKN St. Pölten. In der Mannschaft der St. Pöltner stehen übrigens mit Christoph Knaller, Mario Feurer, Jochen Fallmann und Christian Schilling vier ehemalige Admira-Kicker, die in der Südstadt ausgemustert wurden. Mit welcher Einstellung die heute ins Spiel gehen, kann man sich vorstellen. St. Pöltens Betreuer Günther Wessely war außerdem vor Jahren einmal Co-Trainer der Admira. Und nicht zuletzt geht es um die Vorherrschaft in Niederösterreich - die komischen Hauptstädter, die keiner ernst nimmt, kennen da keinen Spaß. Letztes Jahr wurden im Cup schon die Salzburger mit 5:1 abserviert.

Quoten für einen Sieg von St. Pölten: 3,55 (Admiral) bzw. 2,65 (tipp 3).

Das war's

Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu. Der Sager - er stammt übrigens vom ehemaligen Dortmund-Stürmer Jürgen Wegmann - wäre gestern aufgelegt gewesen. Wenn Rapid schon in der Anfangsphase eine der irgendwann gar nicht mehr aufzählbaren Chancen verwertet hätte, die Wiese wäre wohl gemäht gewesen. Hätte, wäre, wenn - Fussballspiele werden nicht im Konjunktiv gewonnen, da kennt der Fussballgott kein Erbarmen und läßt den, der seine Geschenke nicht annimmt, am Ende doppelt büßen.

Halten wir uns demanch, wie schon zu Wochenbeginn, an die nackten Zahlen. Rapid hat also bekanntermaßen alle drei bisherigen Spiele in der Champions League verloren, dabei kein einziges Tor geschossen, fünf Stück erhalten. Das ist zur Halbzeit der Gruppenphase die schlechteste Bilanz aller 32 CL-Teilnehmer. Rapid hat in den letzten neun Runden der heimischen Meisterschaft einen einzigen Sieg und sieben Punkte geschafft, das ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten (zum Vergleich: die Admira kam im gleichen Zeitraum auf acht Punkte). Zusammen genommen ist das längst kein Zufall und schon gar kein Pech mehr, das hat System. Man merkt es am Spiel vom Rapid, es stimmt vorne und hinten nicht: Die Offensive hadert mit dem Schicksal, die Defensive ist immer für einen Lapsus gut, dazwischen wird Stückwerk fabriziert. Das Selbstvertrauen, in der meisterlichen Frühjahrssaison Rapids mächtigster Verbündeter, ist ein treuloser Geselle, es vertschüsst sich grußlos, wenn es nicht so läuft. Apropos: Noch vor dem anstehenden Derby gegen die Austria wird überdies Trainer Hickersberger auch offiziell seinen Abschied bekannt geben. Besserung ist also nicht in Sicht, schlechter als jetzt kann es auch nicht mehr werden, zu spät ist es so und so.

Montag, 17. Oktober 2005

Zahlen lügen nicht

Trainer werden nicht gern mit Statistiken konfrontiert. Denn die Statistik verrät nichts über die Zukunft, weiß aber alles über die Vergangenheit. Ein Blick auf die aktuelle Tabelle der österreichischen Bundesliga (by the way - von allen im Umlauf befindlichen Vorurteilen zum Thema "Frauen und Fussball" halte ich mich an folgendes: Frauen sind als Fussballgesprächspartner erst ernst zu nehmen, wenn sie Tabellen lesen können; die Crux bei der Sache ist allerdings, dass sie dann als Frauen nicht mehr ernst zu nehmen sind - okay, schon gut, ich habe fertig):
  • Rapid hat als Sechstplatzierter nach wie vor die meisten Tore der Liga geschossen, 23 Stück in 14 Runden ergeben jedoch einen mageren Schnitt von 1,64 pro Spiel.
  • Salzburg hat als Tabellenzweiter weniger Tore als die an letzter Stelle liegende Admira zusammengebracht (18 zu 19), wobei fünf Siege in den letzten fünf Runden zu einem Durchmarsch vom neunten und vorletzten Platz auf Rang zwei reichten. Dennoch hat Salzburg immer noch ebenso viele Niederlagen wie der nunmehrige Vorletzte Wacker Tirol kassiert (je fünf).
  • Nur drei Mannschaften haben mehr Tore als das abgeschlagene Schlusslicht Admira erzielt (wirklich, ich schwör's!).
  • Das beste Torverhältnis hat mit 17:8 unverändert der Drittplatzierte Pasching.
Um im Bild zu bleiben: Ist die Flasche halb voll oder halb leer? Wohlmeinend könnten all diese Zahlen als Indiz für die - Achtung, hohle Phrase! - "Ausgeglichenheit der Liga" interpretiert werden. Ein vergleichender Seitenblick in andere europäischen Länder sagt anderes aus:
  • In England führt Chelsea mit neun Siegen in neun Runden, Torverhältnis 23:3, Kommentar erübrigt sich.
  • In Deutschland ist Bremen Erster, sieben Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage, 27:12 Tore (= drei geschossene Tore pro Spiel).
  • Italien: Leader Juventus gewann alle bisherigen sieben Spiele, 13:2 Tore ergeben ein gerundetes Durchschnittsergebnis von 2:0.
Und die spielen dort nicht jede zweite Woche gegen Dorfklubs wie Ried, Mattersburg, Pasching oder Krabbler wie die Admira. Es ist schon so, wie Dr. Dr. unlängst meinte: Eine Liga, in der Pasching um den Titel mitspielt, ist sowieso nicht ernst zu nehmen. Der Doktor schaut sich im übrigen lieber den Sportklub an.

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