Montag, 12. Juni 2006

Re: 12-06

Das Nachmittagsspiel stand zunächst im Zeichen der Torhüter und wurde am Ende zum Triumph der Wechselspieler. Beim Führungstor der Japaner war Goalie Mark Schwarzer im Fünfmeterraum nicht regelkonform abgedrängt worden. Schwarzer, im entscheidenden Quali-Elferschießen noch Australiens Held, ließ dabei allerdings Durchsetzungsvermögen vermissen und stellte sich später auch bei einem Kopfball außerhalb des Strafraums nicht glücklich an. Schon schien die Begegnung mit einem schalen Beigeschmack zu enden, als die lange Zeit hölzern und träge wirkenden Angriffsbemühungen der stets feldüberlegenen Australier doch noch belohnt wurden und sich die Ereignisse zum Schluss überschlugen. Erst patzte der bis dahin ausgezeichnete japanische Tormann Kawaguchi, dann schlug Torschütze Tim Cahill gleich nochmal mit einem Unhaltbaren zu, ehe John Aloisi ein unwiderstehliches Solo hinlegte und das furiose Finale der Australier, in dem beide eingewechselten Joker stachen, zum 3:1 krönte.

Das 18 h-Spiel: Die Tschechen haben's nicht verlernt, lagen bald mal 2:0 vorne und ließen nicht nur nichts anbrennen, sondern blieben weiter spielfreudig. Den Amerikanern fehlten die Mittel, um der überlegenen Reife der Tschechen etwas entgegenhalten zu können, sie ergaben sich dadurch eigentlich vorzeitig in die Niederlage und gewährten dem Gegner vor allem in der zweiten Halbzeit zu viel Raum zum Kombinieren. Bei den Tschechen kam Salzburgs Lokvenc für den verletzten Jan Koller, der zuvor in typischer Manier für die Führung gesorgt hatte. Mann des Spiels war aber Tomáš Rosický mit zwei Toren Marke Extraklasse. Tschechien präsentierte sich als souveränster aller bisher gesehenen WM-Teilnehmer.

Und seit heute abend weiß man, dass mit Italien bei dieser WM (doch) zu rechnen sein wird. Im Duell mit Ghana entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein offener Schlagabtausch, wie man ihn in der Eröffnungsphase eines solchen Turniers ausgesprochen selten zu sehen bekommt. Beide Mannschaften fackelten nicht lange im Mittelfeld herum, sondern zogen forsch Richtung Strafraum, wo sich hüben wie drüben gefährliche Situationen in Permanenz entwickelten. Für den TV-Konsumenten hieß das Wegschauen verboten und Klogänge aufschieben. Die für etwas mehr Brisanz sorgenden Italiener gingen schließlich nicht ganz unverdient in Führung und dürften in der Kabine nun doch eine taktische Besprechung genossen haben, denn nach der Pause spielte man zurückgezogener, abwartender und lauerte auf Möglichkeiten zum Konter. Diese ergaben sich tatsächlich und führten wiederholt zu äußerst haarigen Abseitsentscheidungen, wobei der Fahnenschwinger an der Linie mit den Italienern kein Erbarmen kannte. So brauchte es schließlich einen unerzwungenen Ballverlust Ghanas im Mittelfeld plus anschließendem Kapitalfehler beim Rückpassversuch, der Italien das entscheidende zweite Tor ermöglichte. Erst an der folgenden Jubeltraube (an der sich auch Ersatzspieler beteiligten) merkte man, welche Anspannung in Wahrheit auf der Mannschaft gelastet hatte.

Ghana war ein trauriger, ehrenvoller Verlierer, hatte spielerische Klasse, Dynamik und tolles Engagement gezeigt. Der Feinschliff fehlt noch: Vorne die Coolness und das Verwerten der Chancen, hinten braucht's eine ordnende Hand, die auf die Euphoriebremse steigt - mit einer derart weit aufrückenden Abwehr zu agieren, wie Ghana das in der zweiten Hälfte tat, das ist zwar mordsfrech, aber gegen eine abgefeimte Truppe wie Italien letztlich Harakiri mit Anlauf. Ähnlich wie bei Argentinien-Elfenbeinküste setzte sich die Siegermannschaft aufgrund ihrer größeren "Erwachsenheit" durch, nur auf noch höherem Niveau. Und keine Frage, das war der bisher beste Spieltag der WM.

Pre: 12-06

Weiter geht's heute nachmittag mit dem Mittelklassetreffen Australien-Japan, wobei ich geneigt bin, Vorteile bei den Australiern zu sehen. Die Down-under-Jungs haben eine ähnliche Aufwärtsentwicklung wie die US-Amerikaner durchgemacht und bevorzugen eine robuste, körperbetonte Spielweise, die nicht nur Filigranarbeitern wie den Japanern Schwierigkeiten bereiten wird. Australien hat zudem mehr und bessere Legionäre, Japan konnte hingegen den Schwung der Heim-WM vor vier Jahren nicht richtig mitnehmen. Ein umkämpftes Match sollte es dennoch werden, denn der Verlierer ist weg vom Fenster. Tipp: AUS-JPN 2:1.

Im zweiten Spiel fällt die Favoritenrolle klar an Tschechien. Für diese über Jahre hinweg zusammen geschweißte Mannschaft, in der einige key player ihren WM-Abschied nehmen, ist es die letzte Möglichkeit, noch einmal groß aufzuzeigen. Mit Routine und Ehrgeiz könnten die Tschechen bei der WM ganz weit kommen, anderenfalls ist aber sogar ein vorzeitiges Ausscheiden im Stile Frankreichs vor vier Jahren nicht ausgeschlossen. Schon das erste Spiel wird zeigen, wohin die Reise geht, die Amis - in der Qualifikation Gruppensieger vor Mexiko - werden nicht so leicht zu biegen sein. Tipp wie oben: USA-CZE 1:2.

Am Abend gilt das Hauptaugenmerk der Befindlichkeit des italienischen Teams nach dem Ligaskandal. Im Normalfall hätte Italien zu den Top-4-Anwärtern auf den WM-Titel gezählt, aber die Ereignisse werden fraglos Spuren hinterlassen haben, nicht nur bei den fünf Juventus-Spielern im Kader. Nachdem der erste Schock verdaut ist und die italienischen Fans Wiedergutmachung fordern, wird sich Italien an eine Jetzt-erst-recht-Einstellung klammern (müssen). In Gruppe E gibt es keinen leichten Auftaktgegner, Ghana ist für mich nach oder neben der Elfenbeinküste die stärkste afrikanische Mannschaft im Turnier und besitzt vor allem in der Offensivabteilung einige Top-Legionäre, allen voran Michael Essien vom FC Chelsea. Tipp: ITA-GHA 1:0.

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