Donnerstag, 24. August 2006

The Pogus Man

Österreichs Teamverteidiger und England-Legionär Emanuel Pogatetz, im Länderspiel gegen Ungarn einer der Allerschwächsten, erzielte gestern beim Überraschungssieg von Middlesbrough gegen den vergangene Saison fast unschlagbaren FC Chelsea per Kopf den Ausgleich und wurde auf der Club-Homepage zum Man of the Match gekürt. Ich nehme einmal an, dass der Mann gegen Ungarn unterfordert gewesen sein dürfte, so ein Profi largiert doch schließlich nicht. Ähem.

Sonntag, 23. Juli 2006

Und nun zu etwas ganz anderem

Nach einmonatigem Overkill tut eine Fussballpause gut, möchte man meinen. Unverdrossen und von solchen Gedankengängen gänzlich unbeleckt frönt jedoch die Ösi-Bundesliga längst wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem unverfrorenen Sommerkick, bei dem's einem die Badeschlapfen auszieht. Der Nimbus verfestigt sich zur Gewissheit: Hier wird etwas ganz anderes, aber sicher nicht Fussball gespielt. Nach zwei Partien haben die Dosenkasperln im übrigen fünf Punkte Vorsprung auf das zahnlose Krokodil in bleichviolett, den zwischen Provinz, Insolvenz und Impotenz delirierenden Rest kann man sowieso vergessen. Die restlichen 34 Runden also einfach ersatzlos streichen.

Pretentious with a capital P

regv-koepfeq100

Meine Metropöle ist das nicht.

Mittwoch, 19. Juli 2006

Ship comes in

donaukanal-wolken100

We make a little history, baby.

Dienstag, 18. Juli 2006

Prater

autodrom100

Jetzt wars aber an der Zeit für einen Praterbummel.

Sonntag, 9. Juli 2006

Pre: 09-07

Vor der WM hätte wohl kaum jemand auf eine Finalpaarung Italien gegen Frankreich gewettet, aus heutiger Sicht handelt es sich aber um ein sehr gutes und würdiges Finale. Italien hat meines Erachtens insgesamt gesehen am meisten überzeugt und im Semifinale die Top-Leistung einer Mannschaft bei dieser WM geboten. Frankreich ist im Verlauf des Turniers über sich hinaus gewachsen, hat Kaliber wie Brasilien, Spanien und Portugal aus dem Weg geräumt und ist aus diesem Grund auch heute nicht zu verachten. Italien ist somit wohl leichter Favorit, aber es wird auch heute eng werden, wobei nicht unbedingt das erste Tor schon entscheiden muss, denn beiden Teams ist es zuzutrauen, einen Rückstand noch umzudrehen. Spannung und Drama sind auf jeden Fall garantiert: Frankreichs großer alter Mann Zinedine Zidane könnte sich im Stile Peles als Ex-Weltmeister, der wieder Weltmeister wird, von der Fussballbühne verabschieden. Italien hat die einmalige Chance, seine Fussballwürde nach dem beispiellosen Skandal in der Liga auf triumphale Weise wieder herzustellen. Wobei es eigentlich unfassbar (und wohl kein Zufall) ist, dass im heutigen Finale eine Übermacht des hauptbetroffenen Vereins Juventus zum Einsatz kommt (Buffon, Zambrotta, Cannavaro, Camoranesi bei Italien, Thuram, Vieira bei Frankreich). Es geht um die Ehre! Tipp: ITA-FRA 2:1 n.V.

Samstag, 8. Juli 2006

Luxus

luxus-lip100

Im Bild: Jubiläumsluxus Nr. 100. Inzwischen sind's schon 109.

Pre: 08-07

Das Spiel um den dritten Platz ist oft für beide Mannschaften nur noch eine mühsame Pflichtübung, manchmal aber auch ganz nett anzusehen, wenn beide noch einmal stressbefreit was zeigen wollen. Mit dieser Einstellung gehen heute sicher die Deutschen ins Spiel, die wollen ihrem Publikum zum Abschluss noch was bieten und ihre WM nicht als Verlierer verlassen. Außerdem wird man vorne Miroslav Klose forcieren, um seinen ersten Platz in der Torschützenliste abzusichern. Portugal hingegen scheint nicht mehr bei der Sache zu sein und war auch insgesamt weniger überzeugend und vor allem nicht so dynamisch wie Deutschland, das allerdings die halbe Abwehr und Michael Ballack ersetzen muss. Für die Portugiesen ginge es höchstens noch darum, Luis Figo einen schönen Abschied zu verschaffen und die bisher beste WM-Platzierung (Dritter 1966) zu egalisieren. Tipp: GER-POR 3:1.

Donnerstag, 6. Juli 2006

Re: 05-07

Viel habe ich vom Match gestern nicht gesehen, aber viel dürfte ich auch nicht versäumt haben. Die Portugiesen hatten ihr Pulver offenbar zu früh verschossen, ohne aber dabei einen Treffer landen zu können. Der von Zidane riskant, aber cool verwertete Elfer reichte, um Portugal zu demoralisieren. Das merkten auch die Franzosen, die darauf in der zweiten Hälfte den knappen Sieg nur mehr ins Trockene bringen wollten. Von den Portugiesen kam allerdings viel zu wenig, um den Finaleinzug Frankreichs noch ernsthaft gefährden zu können. Diese Gelegenheit kommt für ein Land wie Portugal nicht alle Tage, wie man in solch einer Situation so lahm agieren kann, ist mir eigentlich schleierhaft. Zittern musste man nur bei dem einen oder anderen grotesken Aussetzer von Barthez - am Sonntag möge er sich das bitte ersparen, das hält mein zartes Nervenkostüm nicht aus. Ich weiß sowieso nicht, zu wem ich im Finale halten soll - kann man nicht einmal mit zwei Weltmeistern aufhören?

Mittwoch, 5. Juli 2006

Pre: 05-07

Portugal hat bisher immer gediegen und ansprechend gespielt, allerdings ohne wirkliche Brillanz zu zeigen. Ein wenig hat man sich auch ins Semifinale vorgemogelt - immerhin eine Verbesserung gegenüber manchen portugiesischen Teams der Vergangenheit, die erst hochgejubelt wurden und dann doch nicht weit kamen. Frankreich dagegen wurde von Spiel zu Spiel stärker, und der Elan der ältesten Mannschaft des Turniers scheint so knapp vor dem möglichen Einzug ins Finale ungebrochen zu sein. (Ein nicht unwesentliches Detail dabei dürfte sein, dass Zidane und Co. die milde Abendluft weit mehr behagt als die Nachmittagshitze.) Bei den Portugiesen dürfte im Mittelfeld durch den wieder spielberechtigten Deco mehr los sein als zuletzt, doch wenn der Lauf der Franzosen weitergeht, müsste auch Portugal zu packen sein. Tipp: POR-FRA 1:2.

Re: 04-07

Es waren späte Tore, aber nur allzu gerechte. Nicht, weil ich die Deutschen nicht mag, sondern weil Italien gestern fantastisch spielte. Schon in den regulären 90 Minuten war das eine mehr als reife Leistung, nicht nur weil Italien die meiste Zeit feldüberlegen war und mehr Ballbesitz hatte. Aber auch deshalb. Denn wer hätte erwartet, dass Italien in Deutschlands Heimfestung Dortmund von Anfang an die Initiative ergreifen würde? Deutschland war davon sichtlich überrascht, vor allem vom frühen und forschen Attackieren der Italiener, und hatte Mühe, ins Spiel zu finden bzw. die eigene Spielanlage neu zu definieren. Aber auch in dieser Situation stellten die Deutschen ihre Hartnäckigkeit unter Beweis, nahmen die Herausforderung an und blieben im Gegenzug stets gefährlich.

Das war wie gesagt, bereits 90 Minuten lang Klasse und spannend anzusehen, auch wenn keine Tore fielen; aber die fehlten gar nicht einmal so. Das eigentliche Spiel entwickelte sich aber erst in der Verlängerung, da die in der Vergangenheit elfmetergeschädigten Italiener ganz offensichtlich ein Elferschießen gegen die deutschen Penaltyspezialisten unter allen Umständen vermeiden wollten. Dabei blieb Italien grundsätzlich bei seinem Spiel, nur wurde dies nun mit aller Konsequenz praktiziert. Der Grundstein wurde in der Defensive gesetzt. Die Souveränität, mit der die italienische Verteidigung die deutschen Angriffe abfing, das Stellungsspiel sowohl am Mann wie auch im Raum, die immense Coolness, mit der bei Balleroberung auch in Bedrängnis die intelligente Lösung im Spielaufbau nach vorne gesucht und dabei der Rhythmus je nach Bedarf gewechselt wurde (einmal lange Pässe direkt zu den Angreifern, einmal Kurzpassspiel mit einmal Berühren, einmal bewusstes Einschläfern einer Situation mit Passes in die Breite), das war die ganz hohe Schule. Es ist kein Geheimnis, dass Italiens Spiel traditionellerweise auf der Defensive aufbaut, aber den Italienern gestern beim Kreativverteidigen zuzusehen, das war ein Hochgenuss - formidabel, weltmeisterlich, besser geht's kaum. Es gab gerade zwei, drei Situationen, in denen die Deutschen einen Weg durch die italienischen Abwehr fanden und den Ball aufs Tor brachten. Und dort stand dann immer noch der unüberwindbar wirkende Buffon, dem es auch in extremis nur ein leises Kopfschütteln in Richtung seiner Mitspieler kostet, wenn sein Eingreifen überhaupt gefragt ist.

Bei den Stangen- und Lattenschüssen der Italiener war noch Pech dabei, aber am Ende war es kein Zufall, dass schließlich ein Abwehrspieler in diesem Spiel für die Entscheidung sorgte. Und wieder war es der offensive Linksverteidiger Fabio Grosso, der schon gegen Australien den Elfer in der Schlussminute herausgeholt hatte, der sich am Ende der Verlängerung am gegnerischen Strafraum herumtrieb und mit einem effe(k)tvollen Zirkelschuss zeigte, dass italienische Verteidiger weit mehr als nur Zerstörer sind. Denn Italien spielt nicht einfach defensiv oder offensiv sondern in allen Mannschaftsteilen vor allem kreativ. Del Pieros Kontertor zum 2:0 war nur noch Draufgabe, Deutschland gab in dieser Last-minute-Situation verständlicherweise die Verteidigung auf, wie eine Eishockeymannschaft, die zum Schluss den Tormann herausnimmt.

Über Deutschland habe ich jetzt fast nichts gesagt. Sie waren ein bemühter, beherzter Gegner, der sich nie unterkriegen lassen wollte, Italien erst zu einer Extraleistung nötigte, aber schließlich die Grenzen aufgezeigt bekam. Deutschland hat sich das Semifinale redlich verdient, keine Frage, aber mehr wäre zuviel gewesen. Italiens Trainer Marcello Lippi hatte mit seinem Auftrag, selbst die Impulse im Spiel zu setzen, die richtige Strategie gefunden, um die Deutschen zu knacken. Aber es braucht Spieler von solch technischer und taktischer Klasse, um diesen Auftrag auch umsetzen zu können. Am Ende bestimmte eine exzellente Performance Italiens das niveauvollste Spiel des Turniers.

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